Interview mit Peter Fill
Der Skirennläufer Peter Fill verrät uns in diesem Interview unter anderem, welche sportliche Ziele er noch hat, wie er die Weltcup-Pause verbringt und welche Regionen Südtirols er am liebsten mag.
Peter Fill wurde am 12. November 1982 in Brixen geboren (die Eltern sind gebürtige Kastelruther) und lebt heute mit seiner Frau Manuela und Sohn Leon in Seis am Schlern.
Als erster Italiener/Südtiroler konnte Peter Fill in der Saison 2015/2016 den Abfahrts-Weltcup gewinnen. Sein Debüt im alpinen Weltcup gab Peter Fill am 7. März 2002. Er ist ein sogenannter Allrounder, fährt also alle Disziplinen (Abfahrt, Super-G, Riesentorlauf, Slalom, Kombination), wobei er besonders in den schnellen Disziplinen wie Abfahrt und Super-G Erfolge feiern konnte.
Peter Fills Cousine Denise Karbon (Rücktritt 2014) war ebenfalls eine erfolgreiche Skirennläuferin. Sein Onkel, Nobert Rier, ist der Sänger der Kastelruther Spatzen.
Südtirol-Kompakt: Lieber Peter, wir möchten Dir als allererstes zum Gewinn des Abfahrts-Weltcups 2015/2016 gratulieren!
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Gewinn des Abfahrts-Weltcups war sicher der Sieg bei der Hahnenkamm-Abfahrt (der sogenannten Streif) in Kitzbühel. Hast Du in diesem Moment schon daran gedacht, dass es mit der kleinen Kristallkugel in diesem Jahr klappen könnte?
Peter Fill: Es war sicher der Grundstein. Direkt nach dem Sieg habe ich aber nicht daran gedacht. Aber als ich nach der Preisverleihung zum Feiern gegangen bin, habe ich mir schon gedacht, dass da noch Einiges geht und die kleine Kristallkugel möglich ist. Da hat sich das Feiern dann schon in Grenzen gehalten, was nicht normal ist, da man ja nicht jedes Jahr in Kitzbühel gewinnt. Im nachhinein war es aber die richtige Entscheidung, nicht allzu fest zu feiern, weil vielleicht noch ein etwas Größeres auf dem Programm steht beziehungsweise möglich ist. Der Grundstein für den Gewinn des Abfahrt-Weltcups war Kitzbühel also sicher gewesen und so ein kleines bisschen habe ich ab da auch daran geglaubt, dass die kleine Kristallkugel möglich ist.
Südtirol-Kompakt: Die Streif gilt als die härteste Abfahrt des alpinen Skiweltcups. Verspürt man als Profi-Skifahrer so etwas wie Angst, wenn man im Starthäuschen steht? Kann man die Nächte vor dem Rennen überhaupt noch ruhig schlafen?
Peter Fill: Da habe ich überhaupt kein Problem. Natürlich weiß man, dass so ein Rennen kritisch ist. Aber wenn man topfit und gut drauf ist, denkt man nicht daran, wie gefährlich es sein kann. Man weiß natürlich auch, das jeder kleine Fehler sofort bestraft wird. Ich bin selbst schon auf der Streif gestürzt. 2013 bei der Ausfahrt vom Steilhang, bin ins Netz geflogen und habe mich mehrmals überschlagen (Anmerkung Südtirol-Kompakt: Bei dem spektakulär aussehenden Sturz zog sich Peter Fill damals lediglich ein paar Prellungen zu). Da habe ich zu viel riskiert und das geht halt meistens nicht gut aus. Man weiß bei Kitzbühel eben nie, ob man ins Ziel kommt…
Südtirol-Kompakt: Gibt es unter Profi-Sportlern eigentlich auch so etwas wie Freundschaften? Mit welchem Deiner Kollegen/Konkurrenten verstehst Du Dich besonders gut?
Peter Fill: Es gibt viele Freundschaften. Wir sind ja eigentlich das ganze Jahr über zusammen unterwegs und verstehen uns sehr gut. Es gibt aber natürlich gibt es auch Kollegen, mit denen man sich besser versteht. Beat Feuz ist zum Beispiel mittlerweile ein sehr guter Freund von mir geworden. Wir bleiben auch in der Weltcup-Pause oft in Kontakt und gehen im Sommer auch mal zusammen zum Golf spielen.
Südtirol-Kompakt: Mit wie viel Jahren hast Du das erste Mal auf Skiern gestanden? In welchem Skigebiet hast Du das Skifahren gelernt?
Peter Fill: Ich stand mit 3 Jahren das erste Mal auf Skiern und habe Ski fahren auf meinem Hausberg in Kastelruth und auf der Seiser Alm gelernt.
Südtirol-Kompakt: Gehst Du auch privat, mit Familie und Freunden Skifahren? Hast Du nach einer anstrengenden Saison überhaupt noch Lust dazu?
Peter Fill: Mit Lust hat das wenig zu tun, eher mit Zeit. Wenn der Schnee noch gut und das Wetter schön ist, gibt es nichts Schöneres. Aber meistens lässt es die Zeit nicht zu. Eigentlich hätte ich jetzt ja Zeit, aber jetzt kommen die ganzen Pressetermine, so dass es mit dem Skifahren wirklich schwierig wird.
Südtirol-Kompakt: Verrätst Du uns Dein Lieblingsskigebiet in Südtirol?
Peter Fill: Das ist für mich die die Seiser Alm und Gröden. Die Sellaronda ist für mich das Schönste und Beste – und Gröden ist ja auch das größte Skigebiet.
Südtirol-Kompakt: Was machst Du am liebsten, wenn Du mal nicht auf Skiern stehen musst?
Peter Fill: Das kommt darauf an. Ich bin ja jetzt seit 2 Jahren Vater, im letzten Jahr habe ich geheiratet. Ich bin also momentan am liebsten mit meiner Familie zusammen. Zum Abschalten spiele ich außerdem gerne Golf.
Südtirol-Kompakt: Wie verbringt ein Profi-Sportler wie Du eigentlich die Weltcup-Pause? Und wann startest Du mit den Vorbereitungen für die nächste Saison?
Peter Fill: Die Vorbereitungen starten sofort. Jetzt sind ja erst mal Italien-Meisterschaften, an denen wir teilnehmen müssen. Das sind die letzten wichtigen Rennen, außerhalb des Weltcup-Zirkus‘. Danach geht es gleich mit Training weiter und der Materialauswahl. Solange die Schneebedingungen noch gut sind, müssen wir das ausnutzen. Danach machen wir eine größere Pause, wo wir mehr Körpertraining machen und nicht mehr auf Skiern stehen. Die einzige größere Pause, vielleicht zwei Wochen lang, gibt es wahrscheinlich im Mai. Aber da werde ich dann wahrscheinlich zum zweiten Mal Vater und brauche dann sicher ein wenig Pause (lacht).
Südtirol-Kompakt: Gibt es ein sportliches Ziel, dass Du gerne noch erreichen würdest?
Peter Fill: Da gibt es noch viele. Wobei ich natürlich auch schon große Ziele erreicht habe. Ein großer Traum von mir wäre, noch die Wengen-Abfahrt zu gewinnen, weil das wirklich eine tolle Abfahrt ist.
Südtirol-Kompakt: Dein Onkel Norbert Rier ist der Sänger der Kastelruther Spatzen. Liegt die Musikalität in der Familie? Spielst Du ein Instrument? Ist Dein Onkel auch ein Talent auf Skiern?
Peter Fill: Mein Onkel fährt – im Verhältnis dazu, wie ich musikalisch drauf bin – relativ gut Ski. Musikalisch bin ich wirklich nicht, maximal singe ich unter der Dusche.
Südtirol-Kompakt: Achtest Du als Profi-Sportler sehr aufs Essen oder sündigst Du auch gerne mal? Wenn ja, was ist Dein Lieblingsgericht?
Peter Fill: Mein Lieblingsgericht ist Champignonschnitzel mit Reis.
Südtirol-Kompakt: Da müssen wir jetzt natürlich noch einmal nachfragen. Denn Champignonschnitzel ist ja kein typisch Südtiroler Gericht. Magst Du auch Südtiroler Küche?
Peter Fill: Ja, Knödel in jeder Variation. Aber Champignonschnitzel ist mein absolutes Lieblingsgericht. Da gibt es ein Restaurant, wo es besonders gut schmeckt.
Südtirol-Kompakt: …magst Du uns verraten, wie das Restaurant heißt?
Peter Fill: Das ist das Liftstüberl in Kastelruth.
Südtirol-Kompakt: Und zum Abschluss noch eine Frage zu Südtirol: Welche Orte/Plätze gehören für Dich zu den schönsten in Südtirol?
Peter Fill: Ich denke, Südtirol ist eigentlich überall schön. Ich fühle mich in den Bergen am wohlsten, zum Beispiel auf der Seiser Alm. Ich mag aber auch den Stadtflair und bin gerne mal in Bozen und Meran. Auch wenn wir kein Meer haben, haben wir in Südtirol ja tolle Seen wie den Kalterer See, wo man wirklich schön baden gehen kann.
Südtirol-Kompakt : Lieber Peter, wir danken Dir für dieses Gespräch. Wir wünschen Dir alle Gute für die Zukunft, eine erfolgreiche nächste Saison und hoffen, dass Du die kurze Auszeit mit Deiner Familie richtig genießen kannst.