Die steilsten und schwersten Abfahrten in Südtirol
Skifahren in Südtirol ist dank der vielen breiten Pisten eigentlich etwas für echte Genussfahrer. Doch auch in Südtirol gibt es einige Abfahrten, die berühmt und berüchtigt sind. Die spektakulärsten Pisten Südtirols stellen wir hier vor.
Eine Warnung vorweg: Keine der hier vorgestellten Pisten ist Anfänger-tauglich. Wer sich im Südtirol-Urlaub auf eine dieser Pisten wagt, sollte seine Skier beziehungsweise sein Snowboard sehr gut beherrschen und sich grundsätzlich auf schwarzen Pisten sehr wohl fühlen. Neben der Gefahr, dass man es als Anfänger einfach nicht sturzfrei nach unten schafft, hat man diese Pisten eben auch nicht für sich alleine. Und von oben kommen teilweise sehr gute Skifahrer, die die Piste teilweise mit (zu) hohem Tempo herunter jagen, so dass die Gefahr eines Zusammenstoßes nicht unterschätzt werden darf.
Saslong in Gröden
Die Saslong liegt mitten im Skigebiet Gröden/Seiser Alm und gehört zu den klassischen Abfahrten des alpinen Skiweltcups. Seit der Saision 1968/1969 finden hier Abfahrts-Weltcuprennen statt, seit der Saison 2002/2003 wird hier auch ein Super-G-Skiweltcup ausgetragen. Die Piste startet an der Seilbahnstation Ciampinoi unterhalb des Langkofels und führt dann auf einer Länge von 3,5 Kilometern bis nach St. Christina herunter. Dabei überwindet die Piste 840 Höhenmeter, das Maximalgefälle beträgt 57%. Berühmt sind in der Mitte der Strecke die sogenannten Kamelbuckel. Es handelt sich hier um drei Bodenwellen, bei der besonders die zweite und dritte sehr schwierig zu meistern sind. Kurz darauf erreicht man die sogenannte Ciaslat-Wiese, hinter der sich die vier anspruchsvolle Kurven nebst Bodenwellen verbergen. Zum Abschluss geht es noch über einen wirklich steilen Zielhang, dann hat man die Saslong geschafft.
Gran Risa in Alta Badia
Das Skigebiet Alta Badia befindet sich mitten in den Dolomiten und bietet zahlreiche traumhafte, durchaus Anfänger-taugliche Pisten. Allerdings gibt es in La Villa mit der Gran Risa auch eine technisch anspruchsvolle Weltcup-Piste, auf der seit 1990 jedes Jahr um Mitte Dezember herum ein Riesenslalom-Rennen ausgetragen wird. Die Gran Risa überwindet auf einer Länge von 1255 Metern 448 Höhenmeter. Dies entspricht einem durchschnittlichen Gefälle von 36 %, an den steilsten Stellen liegt das Gefälle bei 53 %. Der Start der Piste liegt auf dem Piz La Ila (1871 m), Ziel ist der Ort La Villa (1423 m). Was die Fahrt auf der Gran Risa zusätzlich erschwert: Sie führt komplett durch ein schattiges Waldstück, so dass der Hang üblicherweise stark vereist ist.
Hernegg am Kronplatz
Am Kronplatz gibt es gleich drei Pisten, die zu den schwersten in ganz Südtirol gehören. Eine davon ist die Hernegg. Geplant wurde sie unter anderem von Bernhard Russi, einem der besten Skirennläufer der 1970er Jahre. Mit einer Länge von 5,1 Kilometern ist die Hernegg eine der längsten Pisten am Kronplatz. Wer sich an diese Abfahrt wagt, braucht also neben Können und Mut auch eine gute Kondition. Vom Gipfel des Kronplatzes führt die Hernegg hinab nach Reischach. Insgesamt überwindet die Piste rund 1300 Höhenmeter, an den steilsten Stellen erreicht sie ein Gefälle von gut 60%. Besonders der erste Teil der Hernegg hat es in sich, denn die Passage ist nicht nur sehr steil, sondern auch anspruchsvoll zu fahren.
Sylvester-Abfahrt am Kronplatz
Quasi parallel zur Hernegg-Abfahrt führt auf der anderen Seite der Gondelbahn mit der Sylvester-Abfahrt ebenfalls eine sehr schwere Piste vom Kronplatz direkt ins Tal nach Reischach. Die Sylvester ist mit 4950 Metern etwas kürzer als die Hernegg, doch auch bei dieser Piste dürften selbst dem besten Skifahrer im Tal die Oberschenkel brennen. Die Sylvester war eine der ersten Pisten am Kronplatz und gehört nach wie vor zu den beliebtesten Pisten in diesem Skigebiet.
Piculin am Kronplatz
Mit der Piculin besitzt der Kronplatz eine weitere schwarze Piste, bei der es neben Können auch eine große Portion Mut braucht. Die 530 Höhenmeter verteilen sich hier nämlich auf eine Pistenlänge von nur 2 Kilometern. An den steilsten Stellen bedeutet das ein Gefälle von ungefähr 72%. Damit zählt die Piculin zu den steilsten Pisten Südtirols und gehört am Kronplatz zur schwersten schwarzen Piste. Die Piste start auf dem Gipfel des Piz de Plaies und führt hinunter nach Piculin. Von hier gibt es seit ein paar Jahren auch eine Anbindung an das Skigebiet Alta Badia (per Bus).
Schmugglerabfahrt im Gletscherskigebiet Schnalstal
Die Schmugglerabfahrt, die vom Schnalstaler Gletscher hinab ins Tal nach Kurzras führt, sollte man nicht unterschätzen, auch wenn es oben erst einmal relativ gemütlich los geht. Die Talabfahrt zählt mit einer Länge von 8 Kilometern nämlich zu den längsten Pisten Südtirols. Bis ins Tal sind es 1200 Höhenmeter, besonders der untere Teil ist steil und technisch anspruchsvoll.
Raut-Abfahrt am Helm (Drei Zinnen Dolomiten)
Keine Höhenangst sollte man auch bei der Raut-Piste im Skigebiet Drei Zinnen Dolomiten haben, die von der Mittelstation der Helm-Seilbahn bis hinunter nach Vierschach führt. Im Prinzip folgt die Piste genau der Falllinie und schlängelt sich unterhalb der Gondelbahn ins Tal. Besonders der erste Teil der Piste ist sehr steil und nichts für schwache Nerven, hier müssen auch echte Skiprofis sicher über ihren Schatten springen. Die Piste wird übrigens nicht grundlos auch gerne von Skiteams für Trainingszwecke genutzt.
Holzriese-Abfahrt im Skigebiet Rotwand (Drei Zinnen Dolomiten)
Ebenfalls im Skigebiet Drei Zinnen Dolomiten befindet sich rund um die Rotwand, eigentlich ein gemütliches Familien-Skigebiet, mit der Holzriese-Abfahrt eine sehr kernige Piste. Die Holzriese ist zwar nur knapp 800 Meter lang, hat aber ein Maximalgefälle von 71 %. Damit gehört sie zusammen mit der Piculin-Abfahrt zu den steilsten Pisten Südtirols. Auch wenn auf der Holzriese-Abfahrt meistens nur wenig los ist, ist sie definitiv nur etwas für sehr sportliche Fahrer, die auch mit Eisplatten keine Probleme haben.
Umrechnung Gefälle in Grad
Was bedeutet es eigentlich, wenn eine Piste ein Gefälle von 70% hat? Als Faustregel gilt: 100% Gefälle = 45°. Die steilsten Pisten in Südtirol haben ein Gefälle von gut 70%, in Grad sind das ungefähr 35°. 50% Gefälle sind etwa 26,5°. Das klingt jetzt weniger steil, als es tatsächlich ist. Wer ein Gespür für die Steilheit des Geländes bekommen möchte, zeichnet sich den Grad am besten einmal auf ein Blatt Papier auf. Und da wirken 35° dann plötzlich doch recht steil. Zum Vergleich: Bei einer blauen Piste liegt das Gefälle im Regelfall bei maximal 25%, bei einer roten Piste bei maximal 40%.